…..was soviel wie Prahlerei oder Angeberei bedeutet. König Friedrich II. von Preußen lässt das Schloss von 1763-69 erbauen, unmittelbar im Anschluss an den 3. Schlesischen Krieg, besser bekannt als 7jähriger Krieg. Wir sehen hier die Gartenseite am westlichen Rand der Parkanlage von Sanssouci in Potsdam.
In diesem Krieg kämpft der preußische Staat ums Überleben, Österreich hat eine Allianz mit Frankreich (dem Feind seit über zwei Jahrhunderten, seit den Tagen Kaisers Karls V. und dem französischen König Franz I.)) und Russland geschlossen. Das Ziel: die Rückgewinnung der vormals österreichischen Provinz Schlesien (die Friedrich im 1. Schlesischen Krieg 1740-42 erobern und im 2. Krieg 1744-45 behaupten kann) und „la déstruction totale de la Prusse“.
Friedrich rechnet mit dem Schlimmsten; die Giftkapsel liegt immer bereit. Im Januar 1763 jedoch stirbt die russische Zarina Elisabeth, ihr Nachfolger Peter III., Gemahl Katharinas II., ein Bewunderer Friedrichs, stellt die Kampfhandlungen ein. Frankreich und Österreich sind zu erschöpft, um weiterzukämpfen. Am 15.Februar bereits schließt man im sächsischen Schloss Hubertusburg Frieden. Friedrich spricht danach vom „Mirakel des Hauses Brandenburg“. Es war nicht nur ein Wunder. Des preußischen Königs Vorteil war die Tatsache, dass er als Oberbefehlshaber im Feld gleichzeitig die politischen Entscheidungen treffen kann. Die anderen Feldherrn müssen erst in ihren Hauptstädten Wien, Paris und St. Petersburg Rücksprache nehmen. Dies kostet damals viel Zeit.
Preußen kann Schlesien endgültig behalten und steigt dadurch zur fünften Großmacht in Europa auf. Damit beginnt der Dualismus, in dem Preußen Österreich als führende Macht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation herausfordert. 1866, mit dem preußischen Sieg am 3. Juli bei Königgrätz, ist dieser Konflikt entschieden. Der Weg zur Standeserhöhung des Hohenzollern am 18.Januar 1871 ist geebnet.
Das Ziel der völligen Zerstörung Preußens haben seine Feinde übrigens nie ganz aufgegeben. Am 25. Februar 1947, als das Deutsche Reich machtlos, ohne Armee, ohne Parlament, ohne Regierung den Besatzungsmächten ausgeliefert ist, beschließen die UdSSR, USA, Großbritannien und Frankreich, dass der Staat Preußen aufgehört habe zu bestehen. Das Recht des Siegers, in der Geschichte ein ziemlich einmaliger Vorgang. In der allgemeinen Not jener Zeit dürfte dies aber nur wenige Preußen wirklich interessiert haben. Außerdem ist Preußen immer mehr als nur ein Staat gewesen.
Doch zurück zur Fanfaronade. Angeberei ist eigentlich des preußisches Friedrichs Sache nicht. „Mehr Sein als Schein“ ist das Motto. Aber er will mit diesem sehr teuren Schlossbau den anderen europäischen Mächten eindrücklich vor Augen führen, dass sein Staat nicht nur so gerade überlebt hat, sondern ein ebenbürtiger Konkurrent geworden ist.
Der Gemahl unserer Vicky, Kronprinz Friedrich Wilhelm, später König von Preußen und Deutscher Kaiser, erblickt in diesem Neuen Palais am 18.Oktober 1831 als erstes Kind des seinerzeitigen Kronprinzen Wilhelm und seiner Frau Augusta von Sachsen -Weimar-Eisenach das Licht der Welt. Und hier wird er auch sterben am 15. Juni 1888, nur 99 Tage nach der Thronbesteigung.
Der Kehlkopfkrebs und dessen Behandlungsversuche verursachen ihm fürchterliche körperliche Schmerzen. Hinzu kommt das seelische Leid. Nachdem er am 18.September 1862 die Krone ablehnt, die ihm sein Vater durch dessen Abdankung anbietet, sieht er sich durch Bismarck, dessen Berufung ins Amt des preußischen Ministerpräsidenten er erst durch seine Entscheidung gegen die Krone ermöglicht, systematisch vom Zentrum der Macht ferngehalten. So vergehen die Jahre der Kraft und des besten Mannesalters ohne politisch Einfluss nehmen zu können.
Die Stelle, an der sein Sterbebett stand, ist durch ein schwarzes Kreuz auf dem Boden markiert.
Seine Ehe mit Vicky, seinem "Frauchen", jedoch war eine Liebesheirat, keineswegs üblich in Hochadelskreisen; genauso übrigens wie die seiner Schwiegermutter Königin Victoria mit Albert von Sachsen-Coburg-Gotha oder Ihrer Majestät König Elisabeth II. von Großbritannien und Prinz Philipp.
Englisch (sie)-deutsche (er) Verbindungen scheinen allgemein glücklich zu sein, nicht nur im Hochadel.
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