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Was geschah eigentlich in dieser Woche (24. Juni) vor 209 Jahren?

24.06.2021 fingerprint KHJ

24.Juni 1812

Eine der Straßen, die auf den Arc de Triomphe im Herzen von Paris zuführen, heißt „Rue de la Grande Armee“. Es gibt diese Armee nicht mehr. Ihre Soldaten sind innerhalb von 6 Monaten im russischen Winter gestorben. Offiziell, d.h. auf dem Papier, sollen ihr 590.698 Soldaten und 157.878 Pferde angehören. Die Wirklichkeit des Krieges lässt diese Kampfstärke zusammenschrumpfen. Bis zum deutsch-französischen Krieg von 1870/71 sterben mehr Soldaten an Krankheiten, fehlender Hygiene und Erschöpfung als durch direkte Feindeinwirkung. Wohl nur jeder 2. Soldat, der für Napoleon, dem Kaiser der Franzosen, kämpft, ist selbst Franzose. Der Rest rekrutiert sich aus den eroberten Völkern Europas, einschließlich des Deutschen Reiches. An jenem Tag überschreiten die Heere den Njemen, den Grenzfluss zwischen dem von Napoleon errichteten Großfürstentum Polen und dem russischen Zarenreich. Noch bevor das Jahr zu Ende gehen wird, werden nur wenige Tausende den russischen Boden wieder verlassen; gegen Schnee, Kälte, Hunger, endlose Weiten und Partisanen ist kein Krieg zu gewinnen.


Großbritannien widersetzt sich dem Kaiser, militärisch ist dem Land seit der Seeschlacht bei Trafalgar 1805 nicht beizukommen. So soll eine Kontinentalsperre das Inselreich ökonomisch niederringen. Da aber russische Häfen weiterhin für britische Waren offen sind, sieht Napoleon keinen anderen Ausweg als die militärische Auseinandersetzung mit dem Reich Zar Alexanders I. Im September kommt es zur einzigen größeren Schlacht bei Borodino, ca. 100 km westlich von Moskau. Das Treffen verläuft unentschieden, und Napoleon lässt sich verleiten, die alte Hauptstadt einzunehmen. Als er auf den Hügeln vor Moskau auf die Schlüssel der Stadt wartet, erscheint ein französischer Offizier mit den Worten: „Moscou est vide!“ – Moskau ist leer, seine Bewohner nach Osten geflohen. Die Metropole wird besetzt und nach wenigen Tagen von übrig gebliebenen Bewohnern angezündet. Ohne Proviant bleibt im Winter nur der Rückzug. Beim Übergang über die Beresina werden die Reste der einst stolzen Armee zusammengeschossen. Der Vaterländische Krieg ist gewonnen. Leo Tolstoi setzt ihm und der russischen Bevölkerung ein Denkmal in seinem Roman „Krieg und Frieden“, der in der Literatur seinesgleichen sucht.


129 Jahre später wird ein weiterer Eroberer Europas versuchen Russland, nunmehr Teil der Sowjetunion, zu unterjochen. Ist es Hybris, dass die Wehrmacht fast am gleichen Tag, nur 48 Stunden früher, angreift? Das Ergebnis ist das gleiche. Sowjetische Armeen gewinnen den „Großen Vaterländischen Krieg“. Dieser verleiht Stalin einen Ruhm, der viele Sowjetbürger seine grauenhaften Verbrechen vergessen lässt.


Napoleons Bild in der Geschichte ist ambivalent. Seine Eroberungskriege kosten wohl 1 Millionen Männern das Leben. „Seiner Majestät Gesundheit ist nie besser gewesen“, lässt er, nach Polen im Schlitten zurückgekehrt, seinen verhungernden, erfrierenden, wehrlos den russischen Truppen ausgelieferten Soldaten zurufen. Andererseits vollendet der Korse die Errungenschaften der Revolution. Am 22. Juni 1789 schwören die Revolutionäre im Ballhaus von Versailles nicht auseinanderzugehen, bis sie eine Verfassung verabschiedet haben, die die Macht des Herrschers begrenzt und die Menschenrechte festschreibt. Freiheit und Gleichheit der Bürger wird der Code Napoléon garantieren. Napoleons siegreiche Heere werden diese Rechte auch nach Deutschland tragen.


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Geschichts-AG des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums | 2020 -
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