17.Juni 1972
Am 9. August 1974 tritt der Republikaner Richard Nixon als 37. Präsident der USA zurück. Ein bis heute einmaliger Vorgang. Alles beginnt in jener Nacht, als fünf Männer in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Hotelkomplex Watergate in Washington einbrechen. Ein Wachmann bemerkt, dass ein Türschloss mit Klebeband offengehalten wird. Er alarmiert die Polizei, die die Einbrecher verhaftet. Es ist Wahlkampf, so bleibt die Tat nicht unbemerkt in der Öffentlichkeit. Offenbar soll der politische Gegner mit Hilfe von Abhöranlagen ausspioniert werden. Das Weiße Haus spielt den Vorgang als unbedeutend herunter.
Bei der Verlesung der Anklageschrift stellt sich heraus, dass einer der Männer früher bei der CIA arbeitete. Dies weckt die Neugier des jungen Journalisten Bob Woodward von der „Washington Post“. Zusammen mit seinem Kollegen Carl Bernstein forscht er nach den Hintergründen und Auftraggebern. Bald wird klar, dass die Verantwortung bis in Nixons Vorzimmer reicht. Regelmäßig trifft sich Woodward in einer Tiefgararge mit einem Informanten; er nennt ihn „deep throat“, nach einem seinerzeit populären Film. Dieser bestätigt seine Recherchen und gibt neue Tipps, „follow the money“. Erst Jahrzehnte später wird seine Identität enthüllt: es handelt sich um Mark Felt, seinerzeit stellvertretender FBI-Direktor.
Nixon selbst rückt nun in den Fokus der Nachforschungen. Nach und nach werden seine engsten Mitarbeiter entlassen, bzw. treten zurück. Was wusste der Präsident vor dem Einbruch? Hat er ihn gebilligt, gar angeordnet? Es wird bekannt, dass im Weißen Haus ein Abhörsystem installiert wurde, das alle Gespräche im Oval Office aufzeichnet. Der Untersuchungsausschuss des Senats fordert die Herausgabe der Tonbänder. Nixon verweigert dies - monatelang, am Ende mit dem Argument, das die Herrschenden, wenn sie etwas zu verbergen haben, immer anführen: die Sicherheit des Staates. Als gewisse Tonbänder freigegeben werden, stellt man fest, dass wichtige Stellen gelöst wurden. Auch die letzten Parteifreunde ziehen nun ihre Unterstützung zurück. Das Repräsentantenhaus bereitet ein Amtsenthebungsverfahren vor. Durch seinen Rücktritt kommt Nixon dem zuvor.
Dieser Mann hätte niemals mit der Machtfülle eines Präsidenten ausgestattet werden dürfen. Aus kleinen Verhältnissen stammend hat er sich hochgekämpft. Tiefes Misstrauen erfüllt ihn gegenüber dem Washingtoner Establishment. Er will Präsident werden, aber er ist unbekannt. So macht er sich einen Namen, indem er Menschen fälschlich beschuldigt, Sympathie für den Kommunismus zu haben. Jedes Mittel muss recht sein. Einmal im Amt hört er nur auf eine kleine Gruppe von Getreuen. Der Gedanke, die Macht, für die er so hart gekämpft hat, bei der nächsten Wahl wieder zu verlieren, muss unerträglich sein. Der politische Gegner wird ausspioniert, das Recht gebrochen. Die eigene Machtstellung ist wichtiger.
Sein Nachfolger Gerald Ford begnadigt ihn umgehend. Er hat die Macht dazu, aber auch das Recht?
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