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Was geschah eigentlich in dieser Woche (5. Juli) vor 107 Jahren?

05.07.2021 fingerprint KHJ

5. Juli 1914

Der Botschafter Österreich-Ungarns in Berlin, Ladislaus von Szögyény-Marich, wird vom deutschen Kaiser Wilhelm II. an jenem Tag zum Mittagessen ins Neue Palais im Park von Potsdam eingeladen. Er bringt seiner Majestät ein Schreiben Kaiser Franz Josephs mit, in dem dieser das Deutsche Reich um Unterstützung im Kampf gegen Serbien bittet. Wilhelm II. verspricht die deutsche Bundestreue, vorausgesetzt der Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg stimme dem zu. Dies geschieht am folgenden Tag in einer Unterredung zwischen den beiden Männern. Welche militärischen Schritte Wien auch immer unternehmen würde, Deutschland stehe an seiner Seite. Freudig unterrichtet Szögyény seinen Dienstherrn, den Außenminister Leopold Graf Berchtold, von dieser Zusage, die als deutscher „Blankoscheck“ in die Geschichte eingehen wird.


Vorausgegangen war eine Woche zuvor die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau durch den serbischen Terroristen Principe in Sarajewo. Wien muss militärische Stärke zeigen, riskiert aber das Eingreifen Russlands zugunsten der slawischen Brüder. Denn auch der Zar weiß um revolutionäre Umtriebe im Lande, die die Herrschaft seiner Dynastie bedrohen. Auch er darf daher keine Schwäche zeigen. Ein russisches Eingreifen wiederum provoziert die Hilfe Berlins aufgrund der Verpflichtung im Rahmen des Zweibundes mit Wien. St. Petersburg ist aber seinerseits mit Frankreich verbündet, das seinen Alliierten im Osten nicht allein einem Angriff des Deutschen Reiches, der stärksten Militärmacht auf dem Kontinent, aussetzen kann. Außerdem wartet Frankreich auf die Gelegenheit, die Provinzen Elsass und Lothringen wieder zu erlangen, die es an das Reich 1871 nach dem verlorenen Krieg abtreten musste.


Entscheidend bleibt die Haltung Großbritanniens. Da das Deutsche Reich zu Beginn des Krieges in das neutrale Belgien, dessen Unabhängigkeit London garantiert, einfallen wird, sieht sich die Regierung in Westminster gezwungen, Deutschland den Krieg zu erklären. Andererseits wird der dynamische und ungebremste politische, ökonomische und militärische Aufstieg des Deutsches Reiches als Bedrohung der eigenen Machtstellung gesehen. Diesem ist Einhalt zu gebieten. In dieser Julikrise ist London alles andere als neutral.


Der somit ausgebrochene 1. Weltkrieg wird zurecht als Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet:


- Ohne Weltkrieg keine deutsche Niederlage

- Ohne Niederlage keinen Versailler Frieden, der dem Reich aufgezwungen wird einschließlich des § 231, der besagt, dass das Reich alleine Schuld am Ausdruck des Krieges gewesen sei.

- Ohne Versailles kein Aufstieg Hitlers

- Ohne Hitler keine Zerstörung Europas mit 40 000.000 Toten

- Ohne Weltkrieg keine Russische Revolution. Der Kommunismus wird weltweit 100.000.000 Menschen das Leben kosten.


Hätten der Kaiser und sein Reichskanzler den Krieg verhindern können, indem sie Wien eindringlich vor der Gefahr eines europäischen Krieges gewarnt und statt der versprochenen bedingungslosen Hilfe damit gedroht hätten, Österreich im Kampf gegen Russland nicht zu unterstützen? Was im Nachhinein so plausibel klingt, ist seinerzeit im Juli 1914 keine Alternative. Wien ist der einzige Verbündete Berlins; bei der nächsten Krise hätte die Gefahr bestanden, dass jetzt Wien seine Hilfe verweigert.


Im Sommer 1914 haben alle fünf Großmächte Gründe einen Krieg zu beginnen.


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Geschichts-AG des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums | 2020 -
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Vielen Dank Herr Jörgens, dass Sie dieses Projekt möglich gemacht haben!
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