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Was geschah eigentlich in dieser Woche (17. August) vor 360 Jahren?

17.08.2021 fingerprint KHJ

17. August 1661

Es ist ein überaus glanzvolles Fest, das der Finanzminister des Königreichs Frankreich, Nicolas Fouquet, an jenem Abend in seinem gerade fertig gestellten Schloss Vaux-le-Vicomte veranstaltet, um seine Macht zur Schau zu stellen. Aber er begeht einen fatalen Fehler, er verkennt den Charakter und den absoluten Herrschaftswillen seines Ehrengastes, des Königs. Ludwig XIV. sieht einen Glanz, der seinen eigenen Reichtum überstrahlt. Er fragt sich, vorher Fouquet die finanziellen Mittel dazu hat; etwa aus der Staatskasse? Durchaus möglich, denn staatliche und Fouquets private Einnahmen sind in jener Zeit noch nicht klar getrennt. Als der Hausherr das Unheil nahen sieht, versucht er als letztes Mittel seinem Herrscher das Schloss zu schenken. Zu spät, der König lässt ihn durch d‘Artagnan (dem Vorbild von Alexandre Dumas‘ Musketier) verhaften. Das Gericht entscheidet auf Verbannung; aber der König verschärft das Urteil auf lebenslange Haft. 1680 stirbt Fouquet in der Festung Pignerol in den Savoyer Alpen.


Fouquet erwartet, dass er die Nachfolge Mazarins antreten kann. Aber Ludwig will sein eigener Erster Minister sein. Sein Vater Ludwig XIII., beruft 1624 Kardinal Richelieu an die Spitze des Staatsrats. Dieser kennt aus eigener Anschauung die Schwäche der französischen Monarchie. In seiner Jugend, zurzeit der Religionskriege, wird er Zeuge, wie die Spanier eine eigene Garnison in der Hauptstadt Paris unterhalten. Richelieu sieht seine Aufgabe in der Unterdrückung des Hochadels und der Festigung der Macht der Krone; spätere Generationen werden diese Herrschaftsform Absolutismus nennen. Richelieu stirbt im Dezember 1642, sein Nachfolger wird der italienische Kardinal Mazarin. Schon ein halbes Jahr später besteigt Ludwig XIV. als 5jähriger nach dem frühen Tod seines Vaters den Thron, die Regentschaft hat seine Mutter Anna von Österreich inne. Unter der Königinmutter behält Mazarin sein Amt bis zu seinem Tode am 9. März 1661. Nun beginnt die persönliche Regierung Ludwigs.


Der Minister Colbert erkennt, was Fouquet nicht wahrhaben will. Er informiert den König über finanzielle Unregelmäßigkeiten Fouquets und trägt so zu dessen Sturz sowie seinem eigenen Aufstieg zum wichtigsten Berater der Krone bei. Der Absolutismus mit der Stärkung der Beamtenschaft trägt zum Ausbau des modernen Staates bei, der immer mehr das Leben der Untertanen / später Staatsbürger reguliert. Eine effiziente Verwaltung und eine florierende Wirtschaft (Merkantilismus) fördern die Steuereinnahmen, die wiederum den Ausbau eines stehenden Heeres auch in Friedenszeiten ermöglichen. Ludwigs Regierung (er stirbt 1715) ist gekennzeichnet durch fast ununterbrochene Kriege gegen das Heilige Römische Reich, die die französische Grenze weit nach Osten verschieben. So bedingen sich Innenpolitik und Außenpolitik gegenseitig.


Auf seinem Totenbett bedauert der König, zu viel Geld ausgegeben zu haben für seine Kriegszüge und für seine Bauvorhaben, letzteres meint natürlich in erster Linie das Schloss Versailles; das Jagdschloss seines Vaters westlich von Paris, das er sich erweitern lässt, um dem Druck der unruhigen Bevölkerung der Hauptstadt zu entkommen. Mit 10 Jahren, 1648 während eines Adelsaufstands, erlebte Ludwig, wie das Volk bis an sein Bett drängt.


Die Künstler, die Versailles erbauen werden, übernimmt der König von seinem Finanzminister Fouquet. Ihr Können kann er am jenem Sommerabend in Vaux-le-Vicomte bewundern: es sind der Architekt Louis Le Vau, der Maler Charles Le Brun und der Gartengestalter André le Notre.


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Geschichts-AG des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums | 2020 -
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