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Was geschah eigentlich in dieser Woche (22. August) vor 536 Jahren?

22.08.2021 fingerprint KHJ

22.August 1485

Der König stirbt auf dem Schlachtfeld. Würden alle, die Kriege auslösen, an vorderster Front kämpfen, gäbe es sicherlich weniger Auseinandersetzungen. Es ist die letzte Schlacht eines 30 Jahre währenden Kampfes der englischen Familien York und Lancaster um die Macht im Königreich, den sogenannten Rosenkriegen, benannt nach der weißen bzw. roten Blume im Wappenschild der beiden Parteien. Es ist ein typisch mittelalterlicher Krieg, Hochadel gegen Königsmacht, für ersteren ist der Monarch immer nur primus inter pares (Erster unter Gleichen), letzterer versucht die Macht für seine Familie zu sichern. Dieser Absolutismus setzt sich in Spanien im 16., und in Frankreich im 17. Jahrhundert durch. Im Deutschen Reich gelingt es den mächtigen Kurfürsten, die Königswahl beizubehalten und so dem Gewählten Vorrechte abzutrotzen.


Richard verliert sein Leben und buchstäblich auch die Krone, die er als Zeichen seiner Königswürde im Kampf trägt. Noch auf dem Schlachtfeld wird der Sieger Heinrich Tudor als der siebte seines Namens gekrönt. Der Ausgang der Schlacht wird als Gottesurteil angesehen. Und doch wird Heinrich Zeit eines Lebens gegen aufständische Adlige kämpfen müssen. Eine Hauptsorge gilt daher der Sicherung der neuen Dynastie. Auch sein Sohn Heinrich VIII. zieht aus den Rosenkriegen die Lehre, dass nur ein starker männlicher Nachkomme die Königsherrschaft bewahren kann. Als ihm seine erste Frau Katharina keinen Sohn schenkt, lässt er sich gegen den Willen des Papstes scheiden, trennt sich von der römischen Kirche und wird selbst Haupt der neugegründeten protestantischen Anglican Church. Doch seine zweite Frau Anne Boleyn bringt wieder ein Mädchen zur Welt; bald wird sie wegen vermeintlicher Untreue hingerichtet. Erst die dritte Ehefrau (von insgesamt sechs) schenkt ihm den ersehnten Kronprinzen. Er bleibt der einzige Sohn, der als Edward VI. aber nur von 1547-53 herrscht. Er stirbt als 19jähriger. Ihm folgt, ebenfalls nur für sechs Jahre, die Tochter aus erster Ehe, Maria, genannt „bloody Mary“, glühende Katholikin, die viele Protestanten auf dem Scheiterhaufen hinrichtet lässt.


Den Thron erbt eben jene Tochter Anne Boleyns, Elisabeth. Ironie der Geschichte, ihr Vater ist überzeugt, dass nur ein Sohn den Bestand der Dynastie garantieren kann. Doch ist es nun eine Frau, unter deren Herrschaft England die Grundlage seiner späteren Weltpolitik legt. So kann man sich irren. Elisabeth ist klug, wählt weise Ratgeber; aber vor allen Dingen versteht sie es, sich mit dem Parlament zu arrangieren. Das House of Commons sorgt dafür, dass auch ein Tyrann wie Heinrich VIII., der Berater wie Cardinal Wolsey, Thomas More oder Thomas Cromwell erst zu großer Machtfülle verhilft und sie dann hinrichten lässt, einen Absolutismus nicht aufrichten kann. Seine Tochter ist viel pragmatischer und daher erfolgreicher. Auch ihre Nachfolger passen sich (mit einigen Ausnahmen, z. B. Charles I. 1649) den gegebenen Machtverhältnissen an und arbeiten mit dem Parlament zusammen. So herrschen bis heute in Britannien eine Monarchin, in der ältesten Demokratie der Welt, und dies ganz ohne eine geschriebene Verfassung, pragmatisch eben.


Noch einmal zurück zum Schlachtfeld von Bosworth. Der unterlegene Richard III. geht in die Geschichte ein als einer der finstersten Könige Englands. Er soll seine beiden Neffen, die dem Throne näher sind als er, im Tower hat ermorden lassen. William Shakespeare ist der erste, der dies behauptet. Historische Wahrheit oder der Versuch des Poeten, den Rechtsanspruch der Tudordynastie seiner Königin, vor deren Wohlwollen er abhängig ist , möglichst deutlich zu unterstreichen?


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Geschichts-AG des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums | 2020 -
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