31.August 1914
Der russische Oberbefehlshaber Alexander Wassiljewitsch Samsonow begeht Selbstmord. An jenem Tag hat seine Armee in Ostpreußen eine vollständige Niederlage erlitten. Es ist die erste große Schlacht des Weltkriegs, ein grandioser Sieg für das deutsche Kaiserreich: 30.00 gefallene und 95.000 gefangene russische Soldaten. Von hieraus führt ein direkter Weg zum 30 Januar 1933.
Die Schlacht bei Tannenberg wird sie von deutscher Seite genannt werden, um damit die Niederlage eines Ritterheeres des Deutschen Ordens gegen eine polnisch-litauische Streitmacht aus dem Jahre 1410 vergessen zu machen. Krieg ist eben auch Propaganda.
Der Einfall der russischen Armee in die östlichste Provinz des Reiches war eigentlich im Plan des deutschen Generalstabs vorgesehen, zumindest kurzzeitig. Seit der Reichsgründung 1871 hat man sich in Berlin auf einen Zweifrontenkrieg eingestellt. 1905 entwirft der Chef des Generalstabs Schlieffen den nach ihm benannten Plan. Man geht davon aus, dass Russland aufgrund seiner technischen und infrastrukturellen Rückständigkeit ca. 6 Wochen länger für die Mobilmachung seiner Truppen benötigt als das Deutsche Reich. In dieser Zeit werden alle deutschen Armeen nach Westen geworfen, um Frankreich in einer großen Umfassungsschlacht zu besiegen. Allerdings muss man dazu durch Belgien marschieren, da Paris von Westen aus umfasst werden soll. Dadurch wiederum wird Großbritannien gezwungen gegen das Reich in den Krieg zu ziehen, da London die Neutralität Belgiens garantiert.
Die zwei russischen Armeen rücken aber schneller vor als geplant, außerdem stockt der deutsche Vormarsch im Westen. Generalmajor Erich Ludendorff hat sich bei der Eroberung der Festung Lüttich einen Namen gemacht, er wird nach Osten abkommandiert, allerdings nur als Chef des Stabes. Sein militärischer Rang ist zu gering, um den Oberbefehl über die neu aufgestellte Armee zu übernehmen. Dieses Amt wird dem bereits pensionierten General Paul von Hindenburg übertragen, der aus seinem Ruhestand geholt wird. 1916 werden beide die Oberste Heeresleitung bis zum Kriegsende übernehmen. Sie sind die Erfinder der sog. Dolchstoßlegende, nach der das deutsche Heer nicht im Feld, sondern durch diejenigen demokratischen Kräfte, die die Weimarer Republik aufbauen, besiegt wurde, da diese ohne Not einen Waffenstillstand unterzeichneten.
Ludendorff leitet erfolgreich die Operationen im Osten, aber Hindenburg erntet den Ruhm. Auch die Niederlage 1918 kann dem nichts anhaben. Er ist der Ersatzkaiser für Millionen Deutsche, die sich mit der neuen Republik nicht anfreunden wollen. 1925 und 1932 wird er zum Reichspräsidenten gewählt. Da sich im Reichstag keine Mehrheit für einen Kanzler findet, ernennt Hindenburg seit 1930 Präsidialkabinette.
Nach monatelangem Zögern wird er es sein, der am 30 Januar 1933 den Führer der stärksten Fraktion zum Kanzler beruft. Er hätte es nicht machen müssen. Ob Hitler dann geputscht hätte?
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