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Was geschah eigentlich in dieser Woche (25. September) vor 467 Jahren?

25.09.2021 fingerprint KHJ

25.September 1555

Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, König von Ungarn und Spanien, Erzherzog von Österreich, Herzog von Luxemburg, außerdem Herr über große Besitzungen in der Neuen Welt, dankt ab. Er, der an der Spitze der europäischen Gesellschaft steht, den niemand absetzen kann, verzichtet im Laufe einiger Monate auf alle seine Ämter und Würden und zieht sich in das Kloster San Yuste in Spanien zurück. Dort wird er drei Jahre später 1558 sterben. Der Grund für seinen Rücktritt ist die für ihn schmerzliche Erkenntnis, eine ihm von Gott zugewiesene Aufgabe, die Vernichtung des Protestantismus, nicht erreicht zu haben. An jenem Tag wird sein Bruder und Nachfolger Ferdinand I. den Augsburger Religionsfrieden unterzeichnen, in dem katholische und lutherische Konfession sich gegenseitig anerkennen. Der Landesherr bestimmt fortan den Glauben - cuius regio, eius religio -, andersgläubige Untertanen dürfen erstmals ohne seine Zustimmung auswandern.


Alles beginnt vier Jahrzehnte zuvor, als ein Jurastudent aus Thüringen die Gerechtigkeit vor Gott und damit sein Seelenheil sucht. Martin Luther wird Mönch, aber auch das strengste Befolgen aller Regeln, wie Fasten und Beten, Kasteiung des Leibes, bringen ihm weder Ruhe noch inneren Frieden. Heilsgewissheit findet er erst beim Lesen des Römerbriefes im Neuen Testament. Nicht die Gesetze der Kirche und die Vollmacht der Priester, im Abendmahl Jesu Leib den Gläubigen zu geben, erretten den Menschen vor der ewigen Verdammnis, sondern allein der Glaube daran, dass Jesus am Kreuz für die Sünden aller Menschen starb. Damit wird das Papsttum überflüssig. In Worms soll Luther in der Gegenwart Kaiser Karls widerrufen. Er weigert sich. Gottes Wort, die Bibel, stehe über den Meinungen von Päpsten und Konzilen. Der Kaiser gewährte ihm freies Geleit für Hin-und Rückreise. Während die Kirche fordert, dass für einen Ketzer ein gegebenes Wort nicht gelte, sieht Karl dies anders. Er steht zu seinem Wort. Wie gesagt, ein bemerkenswerter Mann.


Die Fürsten des Reiches sehen die Reformation auch als ein Vehikel, die Macht Roms über das Reich abzuschütteln und gleichfalls gegenüber dem Kaiser ihre Rechte weiter auszubauen. Nach vielen Verhandlungen auf Reichstagen kommt es kurz nach Luthers Tod im Februar 1546 zum Krieg. In der Schlacht von Mühlberg an der Elbe besiegen die Kaiserlichen den Schmalkaldischen Bund. Die Anführer, Johann Friedruch, Kurfürst von Sachsen, und Philipp, Landgraf von Hessen, werden durch eine List gefangengenommen. Der Herzog von Alba zeigt dem Kaiser Luthers Grab, um dies zu schänden. Karl antwortet, er führe keinen Krieg gegen Tote; wie gesagt, ein bemerkenswerter Herrscher. Für einen Moment erscheint Karl allmächtig, seinen Willen dem Reich zu diktieren. Dann verlässt ihn sein stärkster Verbündeter, Moritz von Sachsen, und Karl muss mit seinen Truppen nach Innsbruck fliehen. Militärisch können die Protestanten nicht besiegt werden. So schließt man den Frieden, für den Karl keine Verantwortung übernehmen will. Es wird nur ein Frieden auf Zeit sein. Während im benachbarten Königreich Frankreich ab 1560 ein 30jähriger Regionskrieg ausbricht, beginnen im Reich Leid und Verwüstungen nach 1618.


Menschen machen Geschichte interessant, und Geschichte schärft den Blick für die Gegenwart. Kaiser Karl hält sein Wort, gibt keinen extremen Rachegelüsten nach und entsagt freiwillig der Macht – auch heute noch ein Vorbild.


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Geschichts-AG des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums | 2020 -
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