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label Historischer Hintergrund

Der Deutsch-Französische Krieg 1870 / 71

10.04.2021 fingerprint AV

Nach dem preußischen Sieg über Österreich am 3. Juli 1866 muss sich Frankreich um seine Vormachtstellung auf dem europäischen Kontinent sorgen. Otto von Bismarck, der Kanzler des Norddeutschen Bundes, ist überzeugt, dass ein Krieg das geeignete Mittel sei, die nationale Einigung Deutschlands unter Führung Preußens durch "Eisen und Blut" zu vollenden. Da die süddeutschen Staaten nach dem Deutsch-Deutschen Krieg von 1866 geheime "Schutz-und-Trutz-Bündnisse" mit Preußen abgeschlossen haben, sollen sie in einem gemeinsam gegen Frankreich geführten Krieg auch politisch in das neu zu gründende Reich eingebunden werden.


Die spanische Thronfolge bietet Anlass zum Krieg, denn die Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, einer katholischen Nebenlinie der Hohenzollern, sorgt im Juli 1870 für Unstimmigkeiten. Ein Hohenzoller an der spanischen Spitze bedeute, dass Frankreich von der Familie Hohenzollern umklammert wäre, was für Preußen einen machtpolitischen Vorteil darstellt.


Frankreich müsste sich dagegen bedroht fühlen. Das ist auch der Grund, warum Kaiser Napoleon III. dies ablehnt. Er fordert auch die Ablehnung eines jeden zukünftigen Hohenzollerns. Obwohl Prinz Leopold aufgrund französischer Proteste seinen Anspruch am 12. Juli 1870 zurückzieht, veröffentlicht der preußische Ministerpräsident Bismarck an dem darauffolgenden Tag die sogenannte „Emser Depesche“ in der Presse. Durch die stark verkürzte Form wird der Eindruck erweckt, der König habe den französischen Botschafter nicht empfangen wollen, was eine große Demütigung für Frankreich darstellt. Dies veranlasst Frankreich dazu - auch angetrieben durch innenpolitischen Druck -, am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg zu erklären.


Entgegen den französischen Erwartungen unterstützen die süddeutschen Staaten den Norddeutschen Bund. Wie bereits oben erwähnt, haben sich Hessen, Bayern, Württemberg und Baden zu einer Waffenbrüderschaft mit Preußen verpflichtet. Bei einer Kriegserklärung von außen müssen sie demnach beistehen. Die Nachbarstaaten Deutschlands bleiben neutral.


Die deutsche Offensive verläuft unter dem Oberbefehl Helmuth Graf von Moltkes erfolgreich, sodass schon am 16. August 1870 bei der Schlacht von Vionville der erste große Sieg errungen werden kann. Die erste größere Schlacht des Krieges erfolgt zwei Tage später. Auch diesen Kampf gewinnen die deutschen Armeen, sodass sich die geschlagene französische Rheinarmee unter Marschall François Achille Bazaine anschließend in die Festung Metz zurückziehen muss.


Bei dem triumphalen Sieg der deutschen dritten Armee unter Kronprinz Friedrich von Preußen und der neu zusammengestellten Maasarmee unter Kronprinz Albert von Sachsen bei Sedan am 1.September 1870 gerät auch Napoleon III. in deutsche Gefangenschaft. Dieser hat zuvor versucht, seine Truppen bei Kriegslaune zu halten. Als Kriegsgefangener wird Napoleon III. auf die Wilhelmshöhe bei Kassel gebracht und muss später in das englische Exil gehen.


Daraufhin wird am 4. September 1870 in Frankreich die Monarchie gestürzt und durch eine republikanische "Regierung der nationalen Verteidigung" ersetzt. Der Kampf gegen die seit dem 13. September 1870 Paris belagernden deutschen Truppen wird fortgesetzt. Die Niederlage Frankreichs kann jedoch nicht verhindert werden, sodass sich die französische Rheinarmee am 27. Oktober 1870 in Metz ergibt, und rund 170.000 Soldaten in Gefangenschaft geraten. An dem 28. Januar 1871 kapituliert Paris und noch am selben Tag wird ein Waffenstillstand unterzeichnet.


Die deutschen militärischen Erfolge führen im Frieden von Frankfurt (10. Mai 1871) zur Abtretung Elsass- Lothringens. Die Annexion bedeutet für Frankreich eine tiefe Demütigung, und macht die Zurückerlangung dieser Gebiete zu einem zentralen Ziel französischer Außenpolitik bis zum Ersten Weltkrieg. Auch müssen die Franzosen eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franc zahlen. Auf deutscher Seite führt der Krieg zur Reichsgründung.


Die Proklamation im Spiegelsaal von Versailles

Bismarck führt seit September 1870 Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten über einen Beitritt zum Norddeutschen Bund. Während sich das Großherzogtum Baden von Anfang an bereit zeigt, sträuben sich die Königreiche Bayern, Württemberg und das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Sie wollten an ihrer einzelstaatlichen Souveränität festhalten.


Daraufhin bietet Bismarck den einzelnen Königreichen Sonderrechte an, die in den „Novemberverträgen“ festgeschrieben sind. Demnach erhalten Bayern und Württemberg ihr eigenes Post- und Telegraphenwesen. Außerdem darf Bayern eine selbständige Armee in Friedenszeiten behalten. Zudem werden die Mitglieder des Bundesrates so gestärkt, dass die süddeutschen Staaten eine Verfassungsänderung blockieren könnten.


Am 1. Januar 1871 tritt die neue Verfassung in Kraft. Verfassungsrechtlich besteht das Deutsche Reich also schon, doch zum eigentlichen Gedenktag der Reichsgründung wird die Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871.


Bismarck besteht darauf, dass der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser proklamiert wird. Dieser muss sich jedoch erst einmal überreden lassen, den Nationalstaat zu akzeptieren und das eigenständige Preußen untergehen zu lassen. Außerdem möchte er, wenn überhaupt, dann zum „Kaiser von Deutschland“ gekrönt werden. Dies hätten die süddeutschen Staaten jedoch für zu dominant empfunden, sodass Bismarck ihm den Titel „Deutscher Kaiser“ geben möchte. König Wilhelm findet das zu bescheiden und ist gekränkt.


Der Großherzog von Baden, der für den Hochruf eingeplant ist, entzieht sich dem Konflikt, indem er ihn zum „Kaiser Wilhelm“ ausruft. So kommt es, dass noch während der Kriegsführung die deutschen Fürsten und die Vertreter der freien Städte den preußischen König Wilhelm I. zum Kaiser proklamieren.


Erwähnenswert ist noch, dass der Ort der Zeremonie einen wichtigen Stellenwert in der Geschichte einnimmt. Das Schloss von Versailles ist einer der bedeutsamsten Identifikationsorte Frankreichs. Die Kaiserproklamation ausgerechnet an diesem Ort abzuhalten ist deswegen eine große Demütigung für die Franzosen.


Aus diesem Grunde folgt die französische Revanche am 28. Juni 1919, als das Deutsche Reich im Spiegelsaal von Versailles den Friedensvertrag unterzeichnen muss. Dieser beinhaltet auch die Rückgabe des 1871 eingegliederten Reichslandes Elsass-Lothringen.


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Geschichts-AG des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums | 2020 -
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